Die Salzburger Festspiele 2018 – 206 Aufführungen in 42 Tagen an 18 Spielstätten

Oper: 38 Vorstellungen

5 Neuinszenierungen

2 konzertante Aufführungen

1 Wiederaufnahme der Oper der Salzburger Festspiele Pfingsten

Schauspiel: 58 Vorstellungen

4 Neuinszenierungen

1 Wiederaufnahme von Jedermann

3 Schauspiel-Recherchen

1 Marathon-Film-Tag

3 Lesungen

1 Hommage Kappacher

89 Konzerte

82 Konzerte

4 Meisterklassen

3 Sonderkonzerte Jugend

1 Gala-Soiree

20 Aufführungen im Kinderprogramm

8 Vorstellungen der Kinder-Opern

8 Einführungsworkshops Spiel und Spaß

4 öffentliche Abschlussaufführungen der Operncamps

DIE OPER

Es sind die Werke der Passion, der Leidenschaft und der Ekstase, die das Programm der Salzburger Festspiele 2018 prägen.

Wolfgang A. Mozart Die Zauberflöte

Richard Strauss Salome

Peter I. Tschaikowski Pique Dame

Claudio Monteverdi L’incoronazione di Poppea

Hans Werner Henze The Bassarids

Gioachino Rossini L’Italiana in Algeri

Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte

Nur auf den ersten Blick scheint die Zauberflöte in diesem Kontext fremd zu sein. Tatsächlich funktioniert Mozarts Oper aber im Zusammenhang mit all diesen Stücken wie eine Art Mikroskop. Oder ist sie vielleicht ein universeller, lichter, spielerischer Diskurs über all diese Themen, wie das nur Mozart im Zeitalter der Aufklärung in seiner Musik verwirklichen konnte?

Am Ende siegt in der Zauberflöte die Liebe – und das Rätsel. Ihre erzählerische Kraft findet

sich gerade im Überbordenden und in der Fantasie. Das Überblenden von scheinbar Märchenhaftem mit vermeintlich von der Vernunft Erhelltem lässt uns in der Schwebe – wie

die drei Knaben, die als kindlich Unwissende und märchenhaft Wissende in Lydia Steiers Inszenierung die Protagonisten durch die Geschicke leiten. Der Dichotomie von Gut und Böse setzen sie die Urteilskraft des Herzens entgegen und liefern so einen weiteren Schlüssel zur Lösung des Rätsels Zauberflöte.

Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte eröffnet die Salzburger Festspiele 2018. Die US-amerikanische Regisseurin Lydia Steier inszeniert im Großen Festspielhaus, Constantinos Carydis dirigiert die Wiener Philharmoniker und die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor. Matthias Goerne singt den Sarastro, Albina Shagimuratova die Königin der Nacht. Mauro Peter übernimmt die Rolle des Tamino, Christiane Karg ist seine Pamina. Als Papageno und Pagagena sind Adam Plachetka und Maria Nazarova zu hören. Bruno Ganz wird die Rolle eines Erzählers übernehmen.

Richard Strauss: Salome

Als femme fatale und Inbild pervertierter Lust erlebte Salome im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts eine literarische Hochkonjunktur. Den Höhepunkt bildet Oscar Wildes, den Geist des Fin de Siècle atmende Tragödie Salomé. Richard Strauss fand nach den symphonischen Dichtungen mit Salome in der Oper zu einer musikalischen Sprache mit bis dahin ungeahntem Reichtum an Klangfarben.

Der italienische Regisseur Romeo Castellucci verfügt über die außergewöhnliche Fähigkeit Bilder zu erschaffen, in denen das Wissen des Unbewussten pulsiert, nähert er sich Salome, indem er die Materialität der Felsenreitschule als Ausgangspunkt nimmt.

Romeo Castellucci: „Die Inszenierung wird zunächst vor allem versuchen, sich von einigen Stereotypen dieser Figur der Salome zu befreien. So würde ich zum Beispiel gern eine Salome ohne einen Tropfen Blut machen. So paradox es klingt, es wird eine „minimale“ Salome sein. Ich möchte nicht minimalistisch sagen, denn das wäre unrichtig, aber minimal, das heißt mit wenigen Elementen, trotz der exotischen Üppigkeit, die man diesem Stück gern zuschreibt. Es ist eine Salome, die durch Weglassen wirken wird – so könnte man es zusammenfassend sagen.“

Romeo Castellucci verantwortet Regie, Bühnenbild, Kostüme und Licht in Richard Strauss‘ Musikdrama Salome. Franz Welser-Möst dirigiert die Wiener Philharmoniker. Asmik Grigorian, die im vergangenen Jahr als Marie in Alban Bergs Wozzeck begeisterte, übernimmt die Rolle der Salome. Gábor Bretz singt den Jochanaan, Herodes ist John Daszak, Anna Maria Chiuri singt die Herodias, Julian Prégardien ist Narraboth.

Peter I. Tschaikowski: Pique Dame

Die russische Literatur nährt sich von Puschkin, sie atmet Puschkin. Während seiner kurzen Lebenszeit – er wurde nur 38 Jahre alt – produzierte er in höchster Geschwindigkeit. Seine Zeitgenossen fühlten sich von ihm provoziert, Affektiertheit und Theatralik lehnte er ab. Genauigkeit und Wahrhaftigkeit waren das, was er suchte. Die Novelle Pique Dame schrieb er 1833 innerhalb weniger Tage und „in kalter Wut“ nieder – knapp, scharf umrissen und psychologisch fokussiert. Mehr als 50 Jahre später griff Peter Iljitsch Tschaikowski nach diesem Stoff.

Sankt Petersburg im späten 18. Jahrhundert. Beim Kartenspiel wird von der Geschichte einer Gräfin berichtet, die in ihrer Jugend am französischen Hof als „Vénus moscovite“ umschwärmt worden war und mit drei magischen Karten auf mysteriöse Weise Spiel um Spiel gewann. Schlagartig gerät der Protagonist Hermann in den Sog des Geheimnisses dieser drei Spielkarten. Als Sohn eines deutschen Einwanderers ist er fremd in Sankt Petersburg, ein Außenseiter. Für Lisa – die Enkeltochter der Gräfin – entflammt, gerät er nun endgültig außer sich. Es ist, als würde sich ihm die Nachtseite der Welt gänzlich zuneigen und andere Gesetzmäßigkeiten in Gang setzen. Das Spiel mit den Karten ist lebensgefährlich. Der höchste Einsatz ist die eigene Seele.

Mariss Jansons dirigiert die Wiener Philharmoniker, Hans Neuenfels inszeniert Tschaikowskis Pique Dame im Großen Festspielhaus. Hanna Schwarz gibt die Gräfin. Evgenia Muraveva singt die Lisa, Brandon Jovanovich den Hermann, Vladislav Sulimsky singt Graf Tomski / Plutus und Igor Golovatenko ist Fürst Jelezki.

Nach der Premiere am 5. August findet eine Gala-Soiree zu Ehren der Künstler in der Salzburger Residenz statt. Der Reinerlös kommt den Kinder- und Jugendprojekten der Salzburger Festspiele zugute.

Claudio Monteverdi: L’incoronazione di Poppea

In Monteverdis letzter Oper, L’incoronazione di Poppea, uraufgeführt 1643, wird der Machthunger der Poppea mit der Besessenheit des Nero, werden Gewalt und Erotik kunstvoll verwoben. Mit der unmoralischen Geschichte über Tyrannei und Intrige hält Monteverdi seinen Zeitgenossen einen Spiegel vor, den er aber in das gefällige Gewand der herrlichsten Barockmusik kleidet. In der Lesart von Jan Lauwers ist aus dem Spiegelbild Realität geworden. In einer Epoche, die von Exzessen und Identitätskrisen geprägt ist, in der alles jederzeit verfügbar ist, spielt die Vernunft keine Rolle mehr.

Jan Lauwers, der vor mehr als 30 Jahren zusammen mit Grace Ellen Barkey das Kunstkollektiv Needcompany begründete, überträgt seinen unverwechselbaren Ansatz – in dem er Text, Bewegung, bildender Kunst und Musik eine je eigenständige Rolle zuweist – diesmal auf das Genre Oper. In Lauwers’ Interpretation büßen die Götter für ihre Schuld und die Akteure gehen buchstäblich über die Leichen ihrer Sünden, Handlungen und Mordtaten. Machtgier, Intrige, Grausamkeit, Brutalität und Manipulation triumphieren auf dem Hintergrund barocker Schönheit.

Das gemeinsame Projekt von Jan Lauwers & Needcompany und William Christie & Les Arts Florissants legt den Fokus auf den menschlichen Körper und die physische Präsenz der Sänger. „Indem sie den Sieg des Zynismus und des Bösen zeigt“, sagt William Christie, „spiegelt L’incoronazione di Poppea auf verstörende und zugleich faszinierende Weise die Widersprüche und Schwächen der menschlichen Seele. Für mich erwächst dieses Gefühl ganz unmittelbar aus Monteverdis Partitur, und um es dem heutigen Publikum näherzubringen, müssen wir seine Musik so respektieren, wie er sie niedergeschrieben hat.“

Die opera musicale L’incoronazione di Poppea wird im Haus für Mozart von Jan Lauwers zusammen mit seinem Kunstkollektiv Needcompany und mit SEAD (Salzburg Experimental Academy of Dance) in Szene gesetzt. William Christie dirigiert Les Arts Florissants. Sonya Yoncheva singt die Poppea, Kate Lindsey ist Nerone, Stéphanie d’Oustrac singt Ottavia, Carlo Vistoli ist Ottone und Renato Dolcini Seneca.

Hans Werner Henze: The Bassarids

1966 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, zählt Hans Werner Henzes Oper aufgrund ihres musikalischen Reichtums, ihrer evokativen Kraft und dramaturgischen Originalität zu den bedeutendsten Opern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Für die Salzburger Neuproduktion behält Regisseur Krzysztof Warlikowski die Uraufführungsfassung mit dem Intermezzo „Das Urteil der Kalliope“ bei.

Die Bakchen des Euripides gehört zu den letzten Werken des griechischen Dramatikers. Er beendete die Arbeit wohl erst kurz vor seinem Tod – im Jahre 406 vor Christus. Eine hartnäckige Legende überdauerte die Jahrhunderte: Euripides sei im Exil in Makedonien von den Hunden des König Archelaos I. getötet und aufgefressen worden. Dieser schreckliche Tod erinnert ganz offensichtlich an jenen von Pentheus – sowie an Aktaion, der von seinen eigenen Hunden zerfleischt wurde. Pentheus sah, was er nicht sehen durfte – so wie Aktaion, der im Wald die nackte Diana mit ihren Jungfrauen überraschte. Euripides enthüllte in seinem Drama Die Bakchen einen Teil des düsteren Wesens der menschlichen Leidenschaften. Hans Werner Henze schöpfte daraus die Inspiration für seine Oper The Bassarids und entfesselt darin den Triumph des Rausches über die Vernunft.

1966 stand Christoph von Dohnányi am Dirigentenpult in Hans Werner Henzes Oper The Bassarids, Gustav Rudolf Sellner führte Regie.

2018 inszeniert Krzysztof Warlikowski die Oper in der Felsenreitschule. Unter der musikalischen Leitung von Kent Nagano spielen die Wiener Philharmoniker und singt die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor. Sean Panikkar ist Dionysus, Russell Braun singt Pentheus. Willard White ist Cadmus, Nikolai Schukoff ist Tiresias / Calliope, Károly Szemerédy der Captain / Adonis, Tanja Ariane Baumgartner singt Agave / Venus, Claudia Boyle ist Autonoe / Proserpine und Anna Maria Dur singt Beroe.

Gioachino Rossini: L’italiana in Algeri

Gioachino Rossinis L’Italiana in Algeri mit Cecilia Bartoli in der Titelrolle, für die Salzburger Festspiele Pfingsten (18. – 21. Mai 2018) von Moshe Leiser und Patrice Caurier neuinszeniert, wird im Sommer wiederaufgenommen.

Jean-Christophe Spinosi leitet sein Ensemble Matheus. Weiters treten auf: Ildar Abdrazakov, Edgardo Rocha, Alessandro Corbelli, José Coca Loza, Rebeca Olvera und Rosa Bove.

Konzertante Opern

Als Hommage an Gottfried von Einem anlässlich seines 100. Geburtstages ist seine Oper Der Prozess, basierend auf Kafkas Roman und 1953 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, zu hören. Von Einem war Mitglied des Festspieldirektoriums. Er hat für die zeitgenössische Oper im Programm gekämpft. Es war ihm ein Anliegen, die Salzburger Festspiele als Plattform für die Kunst der Zeit zu machen.

HK Gruber dirigiert das ORF-Radiosymphonieorchester Wien in der Felsenreitschule.

Plácido Domingo, Javier Camarena, Stanislav Trofimov und Festspieldebütantin Aida Garifullina sind die Besetzung für Les Pêcheurs de perles von Georges Bizet im Großen Festspielhaus. Patrick Fournillier leitet das Mozarteumorchester Salzburg und den Philharmonia Chor Wien.

DAS SCHAUSPIEL

Vier Neuinszenierungen, die Wiederaufnahme des Jedermann, vier Schauspiel-Recherchen, drei Lesungen und eine Hommage an Walter Kappacher umfasst das Schauspiel-Programm 2018.

Die Wiederaufnahme von Hugo von Hofmannsthals Jedermann steht 14 Mal auf dem Spielplan der Salzburger Festspiele 2018 und hat seine Premiere im Rahmen der Ouverture spirituelle am 22. Juli 2018. Michael Sturminger und sein Team vertiefen ihre Inszenierung mit dem neuen musikalischen Leiter und Komponisten Wolfgang Mitterer. „Unsere Inszenierung zielt auf eine zeitgenössische Lesart. Wir holen die Menschen in der Gegenwart ab und erfassen sie hoffentlich mit einer Geschichte, die zu jeder Zeit große Relevanz hat. Wir versuchen, der elementaren Komplexität und Größe des Themas gerecht zu werden, ohne in der Inszenierung auf historisierende Kostüme oder Requisiten zurückzugreifen, und die Erfahrung hat gezeigt, dass das auch ein neues Licht auf die Qualität des Textes wirft“, sagt Regisseur Michael Sturminger. Glücklicherweise können die Salzburger Festspiele auf dieselbe Besetzung wie 2017 zurückgreifen.

Zwei Menschen zwischen Trugspiel und Wahn, zwischen Traum und Wahrheit, zwischen Krieg und ewigem Frieden, zwischen Exzess und Erkenntnis: Die Neuinszenierung von Heinrich von Kleists Trauerspiel Penthesilea wird den Kern des Dramas auf nur zwei Akteure fokussieren – Duell und Duett: Penthesilea und Achilles, gespielt von Sandra Hüller, die zum ersten Mal bei den Salzburger Festspielen auftreten wird, und Jens Harzer, der hier in vielen Rollen brillierte. Damit setzen der Regisseur Johan Simons und Sandra Hüller, elf Jahre nach Prinz Friedrich von Homburg in München, ihre gemeinsame Beschäftigung mit Heinrich von Kleist fort. Das Stück wird in einer Textfassung von Vasco Boenisch im Landestheater zu sehen sein.

In seinem Roman Hunger verarbeitet der norwegische Autor Knut Hamsun Erfahrungen, die er selbst als junger Auswanderer in Amerika gemacht hat. Sein Hauptakteur versucht sich mit dem Schreiben durchzuschlagen, scheitert aber spektakulär. Während er den Schein einer normalbürgerlichen Existenz zu wahren versucht, landet er auf der Straße und sein Verhalten driftet ab ins Wahnhafte und Unberechenbare. Hunger gehört zu den bedeutendsten, radikalsten Texten der Moderne und machte Hamsun schlagartig weltberühmt. 1920 wurde ihm der Nobelpreis zugesprochen. Nicht unerwähnt kann dabei seine Kollaboration mit den Nationalsozialisten bleiben. In seiner Textfassung bringt Regisseur Frank Castorf diesen Roman auf der Perner-Insel auf die Bühne. Es spielen unter anderem: Marc Hosemann, Sophie Rois und Lars Rudolph.

David Grossman zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Erzählern Israels. In seinem kürzlich mit dem Man Booker Prize ausgezeichneten Roman Kommt ein Pferd in die Bar verhandelt Grossmann literarisch virtuos die großen Themen des Lebens: Verlust, Läuterung und die Sehnsucht nach Wiedergutmachung. Seine Hauptfigur Dov Grinstein, genannt Dovele, ist Stand-up-Comedian. Er kämpft bei diesem spezifischen Auftritt und unter den Augen von Zeugen aus seiner Kindheit nicht nur mit brachialem Humor um die Gunst der Zuhörer, sondern vollzieht dabei eine persönliche Abrechnung. In einer Textfassung von Regisseur Dušan David Pařízek, der auch das Bühnenbild gestaltet, wird der Roman im republic dramatisiert mit Samuel Finzi und Mavie Hörbiger.

Aischylos Tragödie Die Perser aus dem Jahr 472 v. Chr. gilt als das älteste erhaltene Drama der Welt. Der griechische Autor verarbeitet darin seine Erlebnisse im Krieg – die der Schlacht bei Salamis im Jahr 480 v. Chr. – nicht aber als Loblied auf sein Vaterland oder als Antikriegsstück im Namen der besiegten Perser. Vielmehr reflektiert er in seinem Drama die Stellung des Menschen in einer umfassenden Ordnung von Kultur und Natur. Der Regisseur und Bühnenbildner Ulrich Rasche inszeniert das Stück im Landestheater. Er hat sich vor allem durch beeindruckende Chorprojekte einen Namen gemacht. Es spielen: Valery Tscheplanowa, Patrycia Ziolkowska, Torsten Flassig, Toni Jessen, Samuel Simon, Andreas Vögler und andere.

Drei Lesungen runden das Schauspiel-Programm 2018 ab:

Peter Simonischek liest im Landestheater unter der Überschrift Über das Marionettentheater aus Werken von Heinrich von Kleist.

Caroline Peters, Markus Scheumann, Martin Schwab, Oliver Stokowski und andere lesen im republic unter dem Titel Aus der Zeit fallen aus der rhythmisierten Prosa von David Grossman.

Edith Clever und Bruno Ganz lesen aus dem Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Hans Werner Henze die Briefe einer Freundschaft im Landestheater.

Cineasten werden bei einem Marathon Film-Tag Hamsun on Screen im Rahmen der Schauspiel-Recherchen angesprochen. Im Das Kino werden nacheinander vier Filme nach und über Knut Hamsun gezeigt. Olaf Möller moderiert und führt durch die Filme: Pan (Regie: Olaf Fjord & Josef Rovenský, 1937); Hunger (Regie: Henning Carlsen, 1966); Eiszeit (Regie: Peter Zadek, 1975) und Hamsun (Regie: Jan Troell, 1996).

An weiteren drei Terminen gibt es die Möglichkeit, sich bei den Schauspiel-Recherchen im intimeren Rahmen interdisziplinär mit den Schauspielproduktionen auseinanderzusetzen.

Über das Thema Angst und Wut: Gift für die Demokratie hält die hochdekorierte Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik Martha C. Nussbaum einen Vortrag.

Frank Castorf, der 25 Jahre lang Intendant der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin war, spricht mit Schauspiel-Leiterin Bettina Hering über das Thema Literatur und Moral.

Unter der Überschrift About: Kommt ein Pferd in die Bar diskutieren Autor David Grossmann und Felicitas von Lovenberg, die als eine der profiliertesten Kennerinnen der internationalen wie auch der deutschen Literaturszene gilt.

Am 24. August steht eine Hommage an Walter Kappacher zum 80. Geburtstag auf dem Spielplan. Er erhielt als einziger Salzburger den Georg-Büchner-Preis. Mit den Salzburger Festspielen verbinden ihn Auftragswerke zu Gustav Mahler und Georg Trakl sowie sein Roman Der Fliegenpalast über die Gründerfigur Hugo von Hofmannsthal.

DAS KONZERT

Die Leidenschaft ist unwiderstehlich wie das Totenreich.“ – Mit diesem berühmten Zitat aus dem Hohelied Salomos könnte man die inhaltliche Ausrichtung der Ouverture spirituelle 2018 umschreiben. Sie trägt den Untertitel „Passion“ und versammelt Werke, die das leidenschaftlich Erduldete fühlbar machen. Die musikalischen und filmischen Betrachtungen konzentrieren sich dabei keineswegs nur auf die Leidensgeschichte Jesu. Es stehen Werke auf dem Programm, die die vielschichtigen Bedeutungen des Begriffes Passio, leidenschaftliche Hingabe, ausleuchten.

Eröffnet wird die Ouverture spirituelle 2018 mit der Lukaspassion von Krzysztof Penderecki. Unter der Leitung von Kent Nagano musizieren der Philharmonische Chor Krakau, der Warsaw Boys Choir und das Orchestre Symphonique de Montréal. Penderecki (*1933) schuf mit seiner Lukaspassion ein wegweisendes Oratorium und emotionales Meisterwerk, das gerne als „Vermächtnis der geistlichen Musik im 20. Jahrhundert“ bezeichnet wird. Er dachte darin die musikalischen Mittel radikal neu und suchte zugleich Verbindungen zur Tradition.

Von Pendereckis monumentaler Lukaspassion werden spirituelle Brücken in die Renaissance, zu Finstermetten der Karwoche geschlagen; ins Barock, zu Biber und zu Bach; in die Klassik, zu Mozart und zu Beethoven; in die Romantik, zu Liszts Spätwerk und ins 20. Jahrhundert: zu der russischen Komponistin Galina Ustwolskaja (1919–2006), in deren Musik, Leiden und Leidenschaft exemplarisch zusammenfallen.

Das Vokalensemble Orlando Consort untermalt in der Kollegienkirche eine faszinierende frühe Cinematografie – Carl Theodor Dreyers Stummfilm La Passion de Jeanne d’Arc (1928) – mit Vokalmusik des frühen 15. Jahrhunderts. Ein anderes bedeutendes Werk der Filmgeschichte, Il Vangelo secondo Matteo (Das Evangelium nach Matthäus, 1964) von Pier Paolo Pasolini, entfaltet ebenfalls in der Kollegienkirche seine visuelle Kraft.

Jordi Savall bringt mit seinen Ensembles La Capella Reial de Catalunya und Hespèrion XXI das berühmteste, aber selten zu hörende Werk des bedeutenden spanischen Renaissancekomponisten Tomás Luis de Victoria an zwei Abenden in der Kollegienkirche zur Aufführung: das Officium Hebdomadae Sanctae – eine Sammlung von 37 geistlichen Gesängen für die Karwoche. Philippe Herreweghe interpretiert mit dem Collegium Vocale Gent die h-Moll Messe von Johann Sebastian Bach und die Musikalischen Exequien von Heinrich Schütz. Die sechste Rosenkranz-Sonate von Heinrich Ignaz Franz Biber wie auch Beethovens einziges Oratorium Christus am Ölberge schildern die Ereignisse im Garten Gethsemane (Kammerkonzert mit Isabelle Faust, Kristin von der Goltz und Kristian Bezuidenhout sowie Mozart-Matinee mit Riccardo Minasi). In Liszts Spätwerk Via crucis, musiziert vom Chor des Bayerischen Rundfunks und Igor Levit, wird der Kreuzweg Jesu musikalisch interpretiert.

Leid und Leidenschaft, unerschütterlicher Glaube und tiefe Verzweiflung charakterisieren das Œuvre von Galina Ustwolskaja. Der russischen Komponistin ist im Rahmen der Ouverture spirituelle ein eigener Schwerpunkt gewidmet. Ihr Stil ist voller Extreme und verweigert sich allen Schulen. Ustwolskajas Symphonien beschreiben mit wenigen, oft disparat wirkenden Instrumenten in beeindruckender Knappheit die ganze Welt. Diese Welt liegt jedoch im Argen. Dennoch oder gerade deswegen tragen sie Titel wie Wahre, ewige Seligkeit, Jesus Messias, errette uns!, Gebet oder Amen. Drei Werke nannte sie schlicht „Komposition“ und gab auch ihnen religiöse Untertitel: Dona nobis pacem, Dies irae und Benedictus qui venit. Das Herzstück ihres Werkes bilden die sechs Sonaten für Klavier. „Zeit mit Ustwolskaja“ wird vom Klangforum Wien unter Ilan Volkov sowie Patricia Kopatchinskaja und Markus Hinterhäuser aufgeführt.

Einen direkten Bezug zum Opernprogramm, respektive zu Salome von Richard Strauss, bildet das Oratorium San Giovanni Battista des Barockkomponisten Alessandro Stradella aus dem 17. Jahrhundert. Beiden Werken liegt derselbe Stoff zugrunde. Beruht Richard Strauss‘ Salome auf dem gleichnamigen Drama Oscar Wildes, so folgt Stradellas Oratorium der Erzählung von Johannes dem Täufer aus dem Neuen Testament.

Der letzte Abend der Ouverture spirituelle bündelt nochmals alle Passionen – mit Bernd Alois Zimmermanns Trompetenkonzert Nobody knows de trouble I see und Mahlers Zweiter, der „Auferstehungssymphonie“. Dieses Konzert markiert zugleich den Beginn der Konzertreihe der Wiener Philharmoniker. Es singen und musizieren Håkan Hardenberger sowie der Chor des Bayerischen Rundfunks, Lucy Crowe und Bernarda Fink unter der Leitung von Andris Nelsons.

Die weiteren Konzerte der Wiener Philharmoniker dirigieren Esa-Pekka Salonen, Riccardo Muti, Herbert Blomstedt sowie Franz Welser-Möst. Franz Welser-Möst bringt gemeinsam mit den Philharmonikern und Igor Levit das Klavierkonzert Tristan von Hans Werner Henze, dem Komponisten der Bassarids, zur Aufführung.

Leidenschaft und Ekstase prägen auch das weitere Konzertprogramm: Le Poème de l’extase von Alexander Skrjabin etwa führt das West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim in der Reihe Orchester zu Gast“ auf.

Zwei Orchester kommen im Festspielsommer 2018 zum ersten Mal mit ihren neuen Chefdirigenten nach Salzburg: die Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko und das London Symphony Orchestra mit Simon Rattle. Das London Symphony gedenkt mit der Aufführung von The Age of Anxiety – mit Krystian Zimerman am Klavier – dem 100. Geburtstag von Leonard Bernstein im Jahr 2018.

Ein Fixpunkt des Konzertprogramms ist die Mitwirkung des Gustav Mahler Jugendorchesters. Es gastiert diesmal mit Lorenzo Viotti bei den Salzburger Festspielen. Er war Preisträger des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award 2015. Das YCA-Preisträgerkonzert mit dem ORF Radio-Symphonieorchester leitet der Award-Gewinner 2017: Kerem Hasan. In drei Konzerten mit der Camerata Salzburg wird schließlich der Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award-Preisträger 2018 ermittelt.

Die Camerata Salzburg spielt darüber hinaus drei Konzerte mit ihrem Ehrendirigenten Roger Norrington: die traditionelle Aufführung der c-Moll-Messe in St. Peter sowie zwei Orchesterkonzerte im Mozarteum mit den Solistinnen Elisabeth Kulman (Wagners Wesendonck-Lieder in der Fassung von Hans Werner Henze) und Patricia Kopatchinskaja (Concerto funebre von Karl Amadeus Hartmann).

Das Mozarteumorchester Salzburg gestaltet traditionsgemäß die Mozart-Matineen, und zwar mit seinem neuen Chefdirigenten Riccardo Minasi, mit dem Ehrendirigenten Ivor Bolton, dem ersten Gastdirigenten Giovanni Antonini sowie mit Andrés Orozco-Estrada. Der Dirigent Raphaël Pichon kreiert für sein Festspieldebüt gemeinsam mit der Sopranistin Sabine Devieilhe eine facettenreiche Musikalische Akademie nach dem Vorbild aus Mozarts Zeiten.

Teodor Currentzis kehrt nach seinem eindrucksvollen Festspieldebüt 2017 mit seinem Orchester und Chor musicAeterna aus Perm nach Salzburg zurück. Zum ersten Mal spielen die kongenialen Partner in einem Beethoven-Zyklus alle neun Symphonien.

In den Solistenkonzerten sind die größten Pianistinnen und Pianisten unserer Zeit zu hören: Khatia Buniatishvili, Igor Levit, Evgeny Kissin, Maurizio Pollini, András Schiff, Grigory Sokolov, Daniil Trifonov und Arcadi Volodos. Die Liederabende gestalten Florian Boesch, Matthias Goerne, Christiane Karg, Jonas Kaufmann sowie Rolando Villazón. Philippe Jaroussky und Emőke Baráth singen – begleitet vom Ensemble Artaserse – Arien und Duette aus Opern von Georg Friedrich Händel.

Rund um die Premiere von Peter I. Tschaikowskis Oper Pique Dame erklingen in der Kammerkonzertreihe sein Drittes Streichquartett mit dem Quatuor Modigliani, das Klaviertrio a-Moll mit Renaud Capuçon, Clemens Hagen und Daniil Trifonov sowie das Streichsextett Souvenir de Florence mit Musikern der Wiener Philharmoniker.

Daniel Barenboim knüpft an zwei Abenden am Beethoven-Zyklus an und beschließt gemeinsam mit Kian Soltani und Michael Barenboim die Reihe Kammerkonzerte mit den Klaviertrios von Ludwig van Beethoven.

Zeit mit“ wollen die Salzburger Festspiele auch dem Werk des österreichisch-schweizerischen Komponisten Beat Furrer widmen. Furrer gilt zu Recht als Meister der leisen Klänge. In seiner Musik gibt es aber auch die andere Seite der Stille: heftige Forte-Ausbrüche und spannungsreiche Steigerungen. Im Grunde spricht aus seinem gesamten Schaffen der Versuch, das Vergehen der Zeit aufzuhalten – unter anderem durch verschiedenste Formen der Wiederholung im Kleinen wie im Großen. Das Klangforum Wien bringt gemeinsam mit dem Vokalensemble Cantando Admont und unter der Leitung des Komponisten dessen Musiktheaterwerk Begehren konzertant zur Aufführung (Kollegienkirche). In zehn Szenen fokussiert dieses Werk den antiken Mythos des Orpheus. Antike Mythen und in Obsessionen gefangene Individuen, die in Furrers musikalischem Kosmos miteinander verschmolzen werden, verweisen wieder auf die Werke in Oper und Schauspiel. Auch Invocation und das Musiktheater Wüstenbuch kreisen um Wahnsinn und Ekstase, erzählen von Leidenschaft und Tod – und von seiner Überwindung.

Kinder- und Jugendprogramm

Das Kinder- und Jugendprogramm ist ein wichtiger Teil der Salzburger Festspiele, gilt es doch das Publikum von morgen für die Kunst zu begeistern.

Die diesjährige Kinderoper, Die Zauberflöte, lässt das junge Publikum in eine Welt eintauchen, in der Instrumente magische Kräfte entfachen können. So entwerfen Aki Schmitt und Tomo Sugao eine Neuproduktion nach Motiven von Wolfgang A. Mozart und Emanuel Schikaneder, in der Sarastro zu einem großen Fest in sein Schloss einlädt. Die musikalische Leitung übernimmt Giedrė Šlekytė, die 2015 Finalistin des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award war. In den acht Aufführungen in der Großen Universitätsaula singen die Teilnehmer des Young Singers Project 2018.

Jeweils anderthalb Stunden vor der Aufführung der Kinderoper hält Monika Sigl-Radauer unter der Überschrift Spiel und Spaß mit Mozart Einführungsworkshops, bei denen die Kinder die Figuren kennenlernen und die Handlung des Stückes spielerisch entdecken.

Geradezu gestürmt werden alljährlich die mehrtägigen Operncamps für musikbegeisterte Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 17 Jahren. Unter der Anleitung von Experten aus verschiedenen Kunstbereichen, Pädagogen sowie Mitgliedern der Wiener Philharmoniker erarbeiten sie die großen Opern und Schauspiele ihrem Alter gemäß und präsentieren ihre eigenen Neuinterpretationen in öffentlichen Abschlussaufführungen. 2018 wird es ein Jedermann-Camp und drei Operncamps geben: ein Zauberflöten-Camp, ein Pique Dame-Camp und ein Bassarids-Camp.

Großer Beliebtheit erfreuen sich Jahr für Jahr die Jugendabos, 6.000 Karten aus den Bereichen Oper, Schauspiel und Konzert werden mit einer Ermäßigung von bis zu 90 Prozent für Gäste unter 27 Jahren (für Jugendliche, die nach dem 30. Juni 1991 geboren wurden) reserviert. Mehr Informationen gibt es unter: www.salzburgfestival.at/jugend.

Sowohl mit dem Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award als auch mit dem Young Singers Project und dem Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor wollen die Festspiele den Künstlernachwuchs aktiv fördern.

Die 100 studentischen Teilnehmer von Roche Continents Youth! Arts! Science! werden das Herzstück des zeitgenössischen Musikprogramms, die Reihen Zeit mit Ustwolskaja und

Zeit mit Furrer, begleiten.

Beim Siemens>Kinder>Festival werden ab 27. Juli 2018 Opernfilmvorführungen für Kinder ab 5 Jahren am Kapitelplatz bei freiem Eintritt zu erleben sein.

Foto: CTS Photo & Press Service / https://CTS-Photo.com

 Werbung